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Ingrid Resch: Man hat Klasse oder man hat sie nicht

Foto 2Elegantes Mitglied der Düsseldorfer Gesellschaft, ambitionierte Gastgeberin und glückliche Mutter und Großmutter: Ingrid Resch meistert all ihre Rollen mit Stil und viel Glamour. Für uns öffnet sie heute ihren Kleiderschrank, zeigt uns ihr Fotoalbum und erzählt aus ihrem Leben.

„Ich bin eine sehr disziplinierte Frau. Auch beim Einkaufen lege ich Disziplin an den Tag. Ich weiß genau, was mir steht und was ich möchte. Fehlkäufe gibt es bei mir eigentlich nicht. Mode ist sehr wichtig für mich. Ich bin gern gut gekleidet. Gestern erst hat wieder ein Herr in einem Geschäft zu mir gesagt: „Sie sind wunderbar gekleidet. Haben Sie mit Mode zu tun?“

Fast jeden Morgen absolviere ich ein einstündiges Programm. Gymnastik, eine Massage mit dem Luferhandschuh, danach eine kalte Dusche. Wenn ich mich im Spiegel sehe, nachdem ich mich zurecht gemacht und angekleidet habe, denke ich: Gut gelungen! Von nichts kommt nichts. Schließlich muss man pflegen, was der liebe Gott einem gegeben hat. Aber ich lasse nichts an mir machen. Ich bin gegen chirurgische Eingriffe oder Botox, das mag ich nicht. Viel schlafen ist wichtig und kurze Pausen. Ich bin seit 38 Jahren mehrmals im Jahr im Gräflichen Parkhotel in Bad Driburg und wenn ich dann zurückkomme, sagen immer alle: Du siehst ja aus wie neu.

Ich bin 1.80 Meter groß und habe früher manchmal gemodelt. Für Pelze, für Kleider, aber nicht professionell, denn ich habe sehr jung geheiratet. Meinen Mann lernte ich kennen, als er mich ansprach, nachdem er mich schon 6 Mal gesehen hatte. Mein Mann mag an mir gern eng anliegende Kleider und HighHeels. Auf mein gepflegtes Aussehen hat er immer sehr viel Wert gelegt. Schon in der Verlobungszeit hat er mir mehrere schöne Kleider geschenkt. Zu einem Ball war es ein schwarzes, enges Kleid mit einem Schleier, der rechts und links an den Schultern befestigt war. Und dazu schwarze, lange Handschuhe. Zur Hochzeit wurde mir ein Kleid nach einem Burda-Schnitt gefertigt. 50 Jahre später war ich dann in einem Burda-Zeitschrift, der Bunten, in einem Bericht über einen Ladies Lunch abgebildet. Zu dem Anlass trug ich ein Leoparden-Kleid.

Auf unserer Hochzeitsreise fuhren wir nach Tossa de Mar. Wenn wir abends ausgingen, sah mein Mann mich gern in einem engen, schwarzen Kleid mit langen, schwarzen Handschuhen. Dazu trug ich ein schwarzes Kopftuch und Goldschmuck. Das fand er ganz toll.

Auf der Olympiade in München wurde ich ununterbrochen fotografiert. Dabei trug ich nur eine braune Hose, ein braunes T Shirt mit großem Ausschnitt und hatte mein Haar offen. Blondes Haar, das damals bis zur Taille reichte, fast schon bis zur Hüfte. In München haben wir ein wunderschönes Abendkleid gekauft. Königsblau mit einer sehr schönen Brosche am Ausschnitt, dazu ein hauchzarter Mantel, der Kragen und die Ärmel waren mit Straußenfedern umkränzt. Leider haben wir ja auch das schreckliche Attentat erlebt, was uns tief erschüttert hat.

Wir hatten ein großes Haus, in dem ich immer viele Events gegeben habe. Zuerst die Hauseinweihung, verbunden mit einer Vernissage eines bekannten Künstlers, der 35 Bilder bei uns gehängt hatte. An zwei Tagen kamen über 200 Gäste. Ich trug ein wunderschönes, hellgrünes Kleid von Jil Sander, dessen Ausschnitt mit einer Brosche gehalten wurde. Es musste von meiner Hilfe nur noch eine Kleinigkeit daran genäht werden, als die ersten Gäste schon in der Halle standen. Dazu trug ich sehr auffälligen Silberschmuck, u.a. ein interessant geformtes, großes Armband aus Silber. Jil Sander war damals eine meiner Lieblingsdesignerinnen. Auch am nächsten Tag trug ich ein Kleid von ihr, dieses Mal erdbeerfarben. Etwas später hatte ich eine Einladung und suchte verzweifelt mein neues Jil Sander-Kleid. Es war nicht auffindbar. Tage später rief mich meine Nachbarin an und fragte: „Vermisst Du nichts?“ Sie erzählte, sie habe gerade einen Kleiderständer ihrer Hilfe voller Kleider und Blazer entdeckt. Die ganze Kleidung hatte meine kleine Tochter ins Nachbarhaus geschleppt. Sie hatte sich mit der Hilfe angefreundet und ihr nach und nach meine Sachen geschenkt. Meine Tochter war zu dem Zeitpunkt 16. Von meinen Dessous fehlten auch immer die Höschen. Jaja, wie das so ist mit den Töchtern und den Müttern …

Ich hatte früher immer sehr viele Gäste. Mal habe ich ein Konzert veranstaltet, mal eine Modenschau und jedes Jahr als Highlight Einladungen zum Adventstee. Zwei Jahre lang war ich Präsidentin des Cosmopolitan Club Düsseldorf. Für die Damen habe ich viele Jahre lang Events organisiert. Zum Programm gehörte auch der Besuch eines Pferderennens. Zu der Gelegenheit trug ich selbstverständlich Hut. Ich habe verschiedene, wirklich schöne Hüte in allen Varianten. Hellroséfarbene mit Blüten, champagnerfarbene mit Federn; der verrückteste ist von einer Modistin aus Moskau angefertigt worden.

Für mich bedeutet Klasse, die Dinge zu tragen, die zu einem passen. Ich glaube, Klasse kann man sich nicht aneignen. Entweder hat man Klasse oder man hat keine Klasse. Ich trage sehr gern Lederhosen. Leder macht einfach ein schönes Gefühl. Früher trug ich Mäntel und Kleider aus Ziegenleder, aus Nappaleder hatte ich ganze Anzüge. Wenn ich dann mit meiner Lederkombi spazieren ging – mit Ben, meiner blauen Dogge, einem wunderschönen Tier – hatte ich immer eine Peitsche dabei, um ihn in Schach zu halten, weil er sehr stark war. Die Männer haben sich dabei natürlich immer etwas anderes dabei gedacht.

Mit vielen meiner Kleider verbinde ich die Geschichten, die ich darin erlebt habe. Für eine Veranstaltung bei unseren Nachbarn, dem Konsul von Paraguay, hatte mir mein Neffe, damals Student der Modeschule Eller, ein ganz tolles Kleid genäht. Es war aus schwarzem Satin, rot unterfüttert, mit einem fächerartigen Ausschnitt und so hauteng, dass mich immer jemand begleiten musste, wenn ich zur Toilette ging, denn dazu musste ich das Kleid komplett ausziehen. Dann passierte etwas Lustiges: Der Militärattaché von Paraguay hat mich aufgefordert, er war etwas kleiner als ich und ich hatte ja diesen Riesenausschnitt. So hing seine Nase hing direkt in meinem Ausschnitt. Herrlich!

Zu einem Seidenkleid habe ich mir die Geschichte notiert, die ich darin erlebt habe, bevor ich es verschenkte. Ich trug es zu einem Termin bei einem Heilpraktiker. Ich kam in den Behandlungsraum, er sah mich an und begann, mein Kleid aufzuknöpfen. Also, so was habe ich ja noch nie gehabt, dass mich einer aus einem Kleid heraushebt. Das fand ich unverschämt.

Mit meinen 6 Geschwistern bin ich bis zu meinem 8. Lebensjahr auf dem Land in der Nähe von Paderborn aufgewachsen. Meine Mutter ist mit uns Kindern nach Hannover zum Einkaufen gefahren. Sie hat uns immer wunderschön eingekleidet, mit ganz leichten, wunderhübschen Kleidern, ganz hell und duftig, gesmokt und mit Stickereien. Mein Vater nahm mich oft mit auf Geschäftsreisen, ich war seine Lieblingstochter. Er hatte eine führende Position. Ich freute mich schon immer darauf, mich schön zu machen, mir ein schönes Kleid anzuziehen. Als Kind war ein Blütenkleid in allen wunderschönen Farben mein Lieblingskleid.

Als junges Mädchen war ich immer sehr braun.Ich ging mit meiner Schwester gern ins FKK Bad, da ließen wir uns dunkelbraun schmoren. Mein langes, blondes Haar trug ich offen und die Leute nannten mich „Liane aus dem Urwald“. Ich trug Kostümchen von Betty Barclay. Ein Kleid hatte ich besonders gern. Es war von einem hellen Blau, das trug ich abends in den Discotheken. Es leuchtete wunderschön bei diesem besonderen Disko-Licht. Meine Mutter hatte es mir aus einem Brokatstoff geschneidert. Sie nähte mir auch wunderschöne Karnevalskostüme. Ich ging zum Beispiel als „Schöne Helena“.

Eine besondere Geschichte verbinde ich mit einem schwarzen Kleid von Jil Sander. Es war eng, ganz luftig, mit Trägerchen und unten am Saum einem offenen Gitter. Ich war in Skiatos. Wir fuhren mit einem kleinen Boot zu einer anderen Insel. Da sagte jemand über mich und mein Kleid: „Der letzte Versuch!“ Ich war noch nicht mal 40 damals. Eine Frechheit, aber das hat er natürlich extra gesagt. Das Kleid war so aufreizend, aber für mich war das ganz normal.

Eigentlich bin ich ein sehr zurückhaltender Mensch. Meine Familie bedeutet mir sehr viel. Für sie mache ich ALLES. Sie steht an allererster Stelle und dann kommt erst mal lange nichts. Angeblich mache ich zu viel für die Familie und koche auch zu viel, aber ich sage: Das muss sein! Besonders für meine Enkelkinder tue ich alles, sie waren in ihrer Kindheit sehr oft bei mir. Ich habe mich sehr um sie gekümmert und es hat sich gelohnt. Ich habe zwei prächtige Enkelkinder.

Lange Zeit fand ich Talbot und Runhof wunderbar. Die Abendkleider habe ich auf der Unesco Gala getragen. Cavalli gefällt mir auch sehr gut. Barbara Schwarzer macht wunderschöne Kleider und Diane von Fürstenberg-Kleider mag ich sehr. Zu allen Kleidern trage ich den passenden Schmuck. Schmuck ist sehr wichtig, finde ich. Er hebt das Kleid, er hebt die ganze Erscheinung. Auf dem Ladies Lunch von Annabelle Gräfin von Oeynhausen-Sierstorpff sprachen mich die Gastgeberin und Gräfin Lambsdorff auf meinen großen, goldenen Armreif an. Er hatte zwei Dellen und ich erzählte, wie es dazu kam. Ich sagte, sie seien dadurch entstanden, dass mein Mann einmal nicht so war, wie ich das wollte. Da hätte ich den Armreif abgenommen und statt gegen den Kopf meines Mannes flog er an die Wand. Das hat die Damen sehr amüsiert.

Lange Zeit trug ich meine Haare offen. Als mich meine in Argentinien lebende Schwägerin besuchte, meinte sie, ein Nackenknoten à la Evita Perron würde mir gut stehen. Ich trug ihn bei einem großen Event bei meiner Nachbarin. Die Botschafter von Peru und Argentinien waren anwesend, und der Botschafter von Peru rief dauernd zu mir: „Evita, Evita!“ Mir war das erst ein bisschen peinlich, aber meine Nachbarin meinte, das sei eine Ehre, denn Evita Perron wird in Südamerika wie eine Göttin verehrt. Mein Mann liebt diese Frisur.“

Biografische Angaben: Ingrid Resch kam in Paderborn zur Welt und wuchs bis zu ihrem 8. Lebensjahr auf dem Land in der Nähe von Bad Driburg auf. Sie ist verheiratet, hat drei Kinder und zwei Enkel. Sie lebt in Ratingen-Hösel.

2 Kommentare

  1. Elisabeth
    08/07/2019 / 18:42

    Entweder man hat Klasse oder man hat sie nicht.
    Stimmt.
    Aber ich halte es da eher mit Audrey Hepburn, die sagte, man könne mehr über eine Person lernen, wenn man darauf achte, wie sie über andere spricht, als darauf, wie andere über sie sprechen.
    Bei aller Einzigartigkeit und sicherlich auch Attraktivität von Frau Resch… einen sonderlich sympathischen Eindruck hinterlässt sie in diesem Interview nicht.
    Ich musste dreimal darüber nachdenken, was bzw. wen sie mit „die Hilfe“ meinte. Und mit einer Peitsche ein Tier zu bändigen, mag in ihren Augen sexy wirken. In meinen nicht.
    Vielleicht hat Frau Resch noch andere, interessante und faszinierende Facetten, sie kommen nur hier nicht zur Geltung. Schade.

  2. Ursel
    Autor
    16/07/2019 / 09:00

    Liebe Elisabeth,
    da ich seit Ende Mai im Urlaub und damit auch offline war, sehe ich Ihren Beitrag erst jetzt. Ich möchte Ihnen sagen, dass ich Ihre Meinung über Frau Resch nicht teile. Ich habe sie als kluge und sehr liebenswürdige, zugewandte Interviewpartnerin kennengelernt.

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